Schöne (tote) Altstadt
Das Sterben der Altstadt begann mit der Ausweisung der großen Gewerbegebiete. Haushaltswaren, Lederwaren, etc wanderten aus der Altstadt ab, bzw schlossen ihre Geschäfte, weil die Laufkundschaft weniger wurde. Der Parkraumbewirtschaftungsvertrag, welcher aufgrund des Betreibens vom damaligen Bürgermeister Marcus Held mit SPD-Mehrheit beschlossen wurde, besiegelte endgültig das Aus des Einzelhandels in der Oppenheimer Altstadt. Schon im Jahr 2012 versuchte der heutige CDU-Vorsitzende, Peter Pfau, im parteiinternen Vorstand zu überzeugen, dass lediglich ein touristisches Konzept die Altstadt retten könne. Im Jahr 2014 brachte er den Vorschlag ein, über sog. fliegende Händler eine Belebung zu erzeugen. Dies bestätigte der Interimsbürgermeister, Helmut Krethe, gegenüber der Allgemeinen Zeitung. Richtig darüber nachgedacht hat man offensichtlich nicht darüber.
Es wurde viel "herumgedoktert", um die Altstadt neu zu beleben. Das Ansprechen von Verbänden oder Botschaftern musste ob dieser Konzeptlosigkeit misslingen. Wer will sich denn in einer Altstadt ansiedeln, die eine derart niedrige Kundenfrequenz aufweist? Eine Startfinanzierung muss hier jede Bank ablehnen. Denn in der Gewerbefinanzierung (Einzelhandel) wird anhand von Kundenfreuquenzen über die Sinnhaftigkeit einer Geschäftseröffnung entschieden. Ein weiterer Weg ist über die Ansiedlung einer Künstlerszene. Auch dieser Versuch misslang, weil Oppenheim zu klein, zu unbekannt (in der Künstlerszene) und zu weit weg vom Schuss ist.
Es bleibt also die Überlegung, wie kann man Geschäftsleute dazu bewegen, in der Oppenheimer Altstadt ein Geschäft zu eröffnen? Die Antwort ist -oberflächlig gesehen- einfach. Mit der Aussicht auf Umsatz und Erfolg. Dieser ist aber momentan aufgrund der fehlenden Geschäfte, fehlender Passantenfrequenz, fehlender Laufkundschaft (Haltemöglichkeiten) und der Konkurrenz der großen Gewerbegebiete fast unmöglich. Wie gesagt fast, doch hierzu später.
Unsere Altstadt ist beengt, die Parkplätze rar und rund um die Uhr kostenpflichtig. Machen wir diese Schwäche doch zu unserer Stärke! Nutzen und erweitern wir doch diese Autofreiheit zu Gunsten einer Altstadtbelebung. Gedacht ist an eine Sperrung der Straßen Am Markt, Merianstraße und Krämerstraße )Bereich Schulstraße bis Kirchstraße) jeweils ab Freitag 19.00 Uhr bis Sonntag 20.00 Uhr für den Autoverkehr. Sicherlich bedarf es hier eines Verkehrskonzeptes für die Altstadtanwohner und Überzeugungsarbeit. Aber eine temporäre Fußgängerzone vermittelt Ruhe und Gelassenheit, ja sie löst sogar Probleme wie die Pflasterbefahrung amMarktplatz. Und sie gibt Raum.
Die großen Flohmärkte der 90er haben es uns gezeigt. Handel funktioniert auch ohne festen Sitz. Wenn die Stadt Oppenheim den "Fliegenden Händlern" die Chance bietet, sich wochenends für einen Pauschalpreis pro m² eine fest definierte Fläche anzumieten, findet eine erste Belebung der Altstadt statt. Hier können Kleider, Andenken, Bastelwaren etc ohne großen finanziellen Einsatz dargeboten werden, was Wein- und Untergrundtouristen zum Verweilen einlädt. Es sollen nur Neuwaren, kein Trödel angeboten werden, über die Vergabe wird individuell entschieden. So können auch Berufstätige sich an dem Traum eines eigenen Geschäftes versuchen. Etabliert sich das System, werden bald die ersten Ladenanmietungen folgen, sofern alternative Mietmodelle angeboten werden. Lassen wir die Ladenvermieter nicht allein, sondern lassen Sie uns aus dem Kreis der Mietrechtskundigen Paten für die Vermieter anbieten, welche unterstützen und schlichten. So könnte mittel- bis langfristig ein Handelssystem in der Altstadt etabliert werden. Davon profitieren Hoteliers, Gastronomen und auch die Festspiele. Außerdem kann man hier Straßenkünstler kostenfrei zulassen, welche ebenfalls zum Wohlfühlerlebnis unserer Gäste beitragen werden.
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil, bietet sich durch dieses Konzept. Erstellt man ein Verzeichnis der in Oppenheim tätig gewordenen Händler (Datenschutz beachten), kann man zur Kerb, zum Katharienmarkt, etc die Lücken gezielt nach Auswahl des Handelsgutes durch fliegende Händler aufstocken. Halb volle Märkte wären damit Geschichte. Dies ist ein grober Abriss eines Konzeptes, welches ein Anfang zum Neubeginn sein könnte. Dies soll an dieser Stelle reichen. Neuer TextNeuer Text